Stachybotrys chartarum ist ein weltweit verbreiteter und gesundheitsgefährdender, pathogener Schimmelpilz. Dieser Mikropilz findet sich Erdboden und auf Pflanzenresten. Stachybotrys chartarum findet sich auf zellulosehaltigen Materialien mit hohem Stickstoffanteil, wie auf Baumaterialien z.B. Raufasertapeten, Stroh, Pressspanplatten oder Gipsfasern. Stachybotrys wurde auffallend häufig in landwirtschaftlichen Böden mit in dichter Getreidefruchtfolge isoliert aber auch aus Getreide und Tabak.
Der für die Verbreitung von Stachybotrys chartarum optimale Feuchtegehalt muss über 55 Prozent liegen. Der Temperaturbereich im Optimum zwischen 0 und 40 Grad Celsius.
Stachybotrys wächst sehr schnell. Das Myzel ist zu Beginn weiß und nimmt mit der Zeit eine schwarze Färbung an. Seine Struktur ist baumwollähnlich und schleimig.Auf Gipsbauplatten ähnelt er einer schwarzen Rußschicht.
Stachybotrys ist mit seinen Mykotoxinen (Schimmelpilzgifte) als Erreger der Stachybotrymykose bekannt. Die von Stachybotrys chartarum produzierten Mykotoxine werden zu den Trichothecenen gezählt und können sowohl durch Hautkontakt sowie vor allem über die Atemwege als Sporen eingeatmet werden. Schon bei geringer Sporenkonzentration in der Innenluft treten Toxinwirkungen auf. Auch tote Sporen können allergen und toxisch wirken.
Vor allem in Ost- und Nordeuropa richtet er beträchtliche wirtschaftliche Schäden durch den Befall von Futter (Stroh) in der Viehwirtschaft an. Die Mykotoxine werden von den Tieren über das Futter aufgenommen. Darauf folgen zunächst Augenentzündungen, Erkältungssymptome und Fieber. Dann kommt es zu Durchfällen, Störungen der Blutgerinnung und neurologischen Störungen, bevor die Tiere dann qualvoll eingehen.
Stachybotrys ist ein Indikator für Nässeschäden und kommt in Innenräumen häufig nach einem Wasserschaden vor. In älteren Gebäuden, die zur Feuchtigkeit neigen, sollte daher kein zellulosehaltiges Material wie z.B. Gipskarton im großen Maßstab zur Innenverkleidung angebracht werden. Stachybotrys ist besonders in Gebäuden in den USA häufig. Er wurde im Kanalsystem, an Wärmeaustauschern, in Klimaanlagen und überall dort, wo sich besonders viel Fussel und Staub ansammelt, beobachtet. Durch einen serologischen Schnelltest vor Ort ist ein Befall mittlerweile schnell nachweisbar. In Wohn- und Arbeitsräumen kann eine erste Probeentnahme durch eine Klebefilmabrissprobe geschehen. Ein Klebefilm wird auf die vermeintlich befallenen Untergründe gedrückt und im Labor mikroskopisch analysiert. Diese Methode ist als Prävention im Verdachtsfall und zu Beginn von Rückbauarbeiten und Sanierungen sehr sinnvoll. Auch Raumluftmessungen können sinnvoll sein.
Die Symptomatik beim Menschen durch die Toxine Stachybotrys reicht von Übelkeit über Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Müdigkeit, Haarausfall und Konzentrationsschwäche. Es kann zu grippeähnlichen Symptomatiken (Muskelschmerzen, allgemeines Unwohlsein) kommen. Wobei dies noch die leichteren Beschwerden darstellen. Atembeschwerden (Bronchitis, Asthma, chronischer Reizhusten), Augenentzündungen, Nasenbluten und Blutungen der Lunge sowie generell Störungen des Immunsystems können sich genau wie Herzrhythmusstörungen entwickeln. Die Zahl der weißen Blutkörperchen nimmt ab, die Blutgerinnung ist nicht mehr möglich. Oft verlaufen diese Infektionen letal. Es wird auch vermutet, dass die Toxine des Schimmelpilzes die Alzheimer-Erkrankung auslösen kann und/oder den Verlauf drastisch zu verschlimmern.
Allein der Aufenthalt in Räumen mit Stachybotrys-Befall ist ein Risiko für die Gesundheit.
Viel Aufsehen erregte Stachybotrys durch die so genannten “Cleveland Babies”. Ein Baby verstarb nachweislich auf Grund einer Vergiftung mit diesem pathogenen Schimmelpilz.
In letzter Zeit wird Stachybotrys chartarum mit dem so genannten Sick Building Syndrom in Verbindung gebracht.
Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass ungünstige Umweltbedingungen wie den Befall durch Schimmelpilze z.B. in den Wohnräumen eine genetisch fixierte Krankheit zum Ausbruch kann.
Die Stadien einer Toxinvergiftung (Stachybotrotoxicose) sind:
- Im ersten Stadium treten Geschwulste in der Mundschleimhaut auf, Entzündungen der Bindehaut des Auges und Nasenschleimhautentzündung.
- Das zweite Stadium ist gekennzeichnet durch die Abnahme der Anzahl der weißen Blutkörperchen.
- Im dritten Stadium ist die Blutgerinnung unterbunden. Erhöhte Temperatur und Durchfall sind weitere Kennzeichen diese Stadiums.
- Im vierten Stadium ist keinerlei Nahrungsaufnahme mehr möglich. Es kommt zum Tod.