Scopulariopsis brevicaulis

Scopulariopsis brevicaulis, der auch „Arsenpilz“ bekannt gewordenen Schimmelpilz, gehört zur Gattung Microascus.

Der weltweit verbreitete Schimmelpilz hat ein sehr breit gefächertes Vorkommen auf verschiedensten Nährböden und Substraten. So konnte Scopulariopsis brevicaulis am Boden, auf Holz, Stroh, Getreide, Früchten, Sojabohnen, Erdnüssen, toten Insekten, Dung, Tieren und dem Menschen nachgewiesen werden. Bei tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Käse, Milch und Butter tritt Scopulariopsis brevicaulis häufig auch als Lebensmittelverderber auf. Sein Vorkommen wird ab und an von einem charakteristischen Geruch nach Ammoniak begleitet.

Der Schimmelpilz kann bei Temperaturen bis 37 Grad wachsen und kann damit auch als Krankheitserreger bei Mensch und Tier auftreten. Selbst aus Lungengewebe wurde er schon isoliert.

Seine Kolonien meist eine bräunlich-rötliche Färbung. Die Sporen können über die Luft verbreitet werden und können Infektionen und Allergien (Hypersensitivitätsreaktionen Typ III) auslösen.

Dabei können Augen (Endophtalmitis, Keratitis), Zeh- und Fingernägel (Onychomykosen) oder die Nasennebenhöhlen (Sinusitis) betroffen sein. Auch Erkrankungen der Lunge können sich ergeben und tiefe, gummiartige Geschwüre der Haut. Behandlungen mit Antibiotika sprechen nicht immer ausreichend gut an. Bei immungeschwächten Menschen kann sich ein besonders tückischer Verlauf der Infektionen entwickeln. Insbesondere nach Knochenmarktransplantationen sind die Sterberaten hoch. Denn es kann im Einzelfall zur Herzbeutelentzündungen (Endokarditis) oder Abszessen am Gehirn kommen.

Einer der bedeutendsten Eigenschaften von Scopulariopsis brevicaulis ist die Emission von Arsengas aus arsenhaltigen Farbanstrichen. Todesfälle durch Arsenvergiftungen in Verbindung mit dem Schimmelpilz wurden in diesem Zusammenhang dokumentiert. Dieses Phänomen trat erstmals mit der Verwendung der Tapetenfarbe “Schweinfurter Grün” im 19. Jahrhundert auf. Diese Farbe ist ein kupfer- und arsenhaltiger Anstrich. Bei einer Ausbreitung des Scopulariopsis auf Tapeten ist der Schimmelpilz fähig, das Arsen zu einer chemischen Verbindung umzuwandeln, welche leicht ausdünstet und gut über die Lunge aufgenommen werden kann. Diese gasförmige Verbindung hat einen knoblauchartigen Geruch, wirkt aber bereits bei Konzentrationen unterhalb der Geruchsschwelle giftig. Das Gift führt zu einem akuten Nierenversagen, das meist tödlich ist.

Prominentes „Opfer“ dieser fatalen Reaktion mit Hilfe eines Schimmelpilzes soll Napoleon gewesen sein. Seine Räume im Exil auf St. Helena waren grün gestrichen. Man fand bei der Obduktion mit chemischer Analyse seines Leichnams enorme Mengen an Arsen und zwar vor allem in seinen Haaren und Fingernägeln. Der Tod trat aber wahrscheinlich nicht durch eine Schwermetallvergiftung ein.