
Nicht einmal im Haus Gottes sind Gegenstände vor Schimmelbefall geschützt: Eine Vielzahl von Kirchenorgeln in Mitteldeutschland ist massiv von Schimmel befallen. Das ist sehr tragisch, kosten die Musikinstrumente doch oftmals ein Vermögen. Es stellt sich also die Frage, wie man die Schimmelpilze beseitigen und bekämpfen kann.
Das Magazin für Kultur „Artour“ des Mitteldeutschen Rundfunks beschäftigte sich in einer Sendung mit dieser Problematik. Darin wurde berichtet, dass der Schimmelbefall sowohl alte, als auch restaurierte und sogar neue Kirchenorgeln betrifft.
In Sachsen ist der Schimmelbefall besonders dramatisch: Man schätzt, dass fast jede dritte Kirchenorgel mit Schimmel befallen ist. Besonders problematisch ist, dass man den Schimmel nur bei gründlichen Inspektionen feststellen kann, sodass die Dunkelziffer der betroffenen Orgeln weitaus höher ausfallen dürfte. Meistens wird der Befall bei Restaurierungen oder Reparaturen festgestellt. Auch schiefe Töne können einen Schimmelbefall der Orgelpfeiffen anzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Schlechte Belüftung Ursache für den Schimmel?
- 2 Wie wirkt sich der Schimmel auf die Orgeln aus?
- 3 Haben Umweltschutzmaßnahmen Auswirkungen auf die Verbreitung von Schimmelpilzen?
- 4 Wie könnten Kirchen Schimmel auf Orgeln entgegenwirken?
- 5 Mit diesen Maßnahmen geht man gegen den Schimmel an Kirchenorgeln vor
Schlechte Belüftung Ursache für den Schimmel?
Schimmel breitet sich überall dort aus, wo feuchte Luft und organisches Material als Nahrung vorhanden sind. Aus diesem Grund sind vor allem Räume betroffen, die eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen. In Wohnungen wird Schimmelbefall sehr oft durch unzureichendes oder gar falsches Lüften verursacht. Dadurch kann die relative Luftfeuchte nicht reguliert werden und es kommt zur Kondensation an kalten Wänden und Ecken. Möglichweise könnte man den Schimmelbefall der Kirchenorgeln also verhindern, indem man automatisierte Lüftungen in die Kirchen einbaut.
Schimmelbefall wird außerdem begünstigt, wenn zu selten geheizt wird, was auch an sehr guten Isolierungen und Dämmmaterialien liegen kann. Durch eine energetische Sanierung kann also das Schimmelwachstum begünstigt werden, wenn Fehler gemacht werden. Für die Kirchen und Gemeinden bedeutet der Schimmelbefall jedenfalls enorme finanzielle Belastungen. Man geht davon aus, dass die Schimmelentfernung bei einer Orgel gut 25.000 Euro kostet.
Wie wirkt sich der Schimmel auf die Orgeln aus?
Schimmel sondert durch seinen eigenen Stoffwechsel chemischen Substanzen ab, die wie Säure wirken. Jene Stoffe können das Innere der Orgeln stark beeinträchtigen, da sie Holz, Kunststoffe und Metalle beschädigen. Auch wenn der Schimmel nicht auf den ersten Blick von außen sichtbar ist, können Pfeifen und Windkanäle im Inneren bereits vom Schimmel befallen sein. Leime und Leder können korrodieren, die Leimfugen können aufgehen, Leder kann spröde werden, sodass die Orgeln durch den Schimmel stark beschädigt werden können.
Haben Umweltschutzmaßnahmen Auswirkungen auf die Verbreitung von Schimmelpilzen?
Besonders paradox hört sich eine Vermutung an, warum sich Schimmelpilze in den letzten Jahren so gut in den Kirchen ausbreiten konnten. Man geht davon aus, dass höhere Umweltstandards das Schimmelpilzwachstum begünstigt haben könnten. Erst nach der Wende wurden in Ostdeutschland die Grenzwerte für giftige Abgase gesenkt – ist also die saubere Luft ein Auslöser des Schimmelpilzbefalls? Wenn man das Beispiel des Merseburger Doms betrachtet, stimmt zumindest die zeitliche Kausalität. Im Jahr 2000 hat man an dieser Orgel Schimmelpilze festgestellt. In Chemiefabriken in Leuna und Schkopau, die nur unweit vom Dom entfernt sind, wurden bis zur Wende giftige Abgase produziert. Diese könnten die Schimmelpilze bis zur Herabsenkung der Grenzwerte in Schach gehalten haben.
Möglicherweise hat also der Wunsch nach sauberer und gesunder Luft den Schimmelbefall der Kirchenorgeln gefördert.
Wie könnten Kirchen Schimmel auf Orgeln entgegenwirken?
Bevor die Entfernung oder Bekämpfung des Schimmels kostspielig wird, könnten Kirchen durch geeignete Präventivmaßnahmen die Entstehung des Schimmels unterbinden. In den Sommermonaten sollten beispielsweise nur gelüftet werden, wenn die relative Luftfeuchte draußen niedriger ist als im Kirchen-Innenraum. Eine Überprüfung ist mit Thermohygrometern problemlos durchzuführen. Im Optimalfall wird ein Hygrometer verwendet, welches eine Taupunktanzeige besitzt. Durch die kühlen Kirchenwände ist allerdings ohnehin meistens die Außenluft im Sommer feuchter als in der Kirche. Gelangt jene feuchte Außenluft in die Kirche, kann es an den kühlen Stellen der Kirche zu Tauwasserausfall (Kondensatbildung) kommen. Daher sollte darauf geachtet werden, die Wände der Kirche nicht ganz auskühlen zu lassen und eine gewisse Grundtemperatur in der Kirche durch Heizen zu halten. Die optimale Temperatur beträgt hierbei ca. 8-12 °Celsius.
Mit diesen Maßnahmen geht man gegen den Schimmel an Kirchenorgeln vor
Die Evangelische Kirche hat ein Projekt initiiert, in dem man gemeinsam mit Denkmalpflegern, Restauratoren und Orgelexperten die Ursachen für das seit kurzem auftretende Schimmelproblem erforschen möchte.
Sobald man dann die Ursachen und Gründe für den Schimmelbefall der Orgeln festgestellt hat, kann man Konzepte entwickeln, um die Instrumente in den Kirchen vor dem Pilz zu schützen. Damit kann sichergestellt werden, dass die Kirchen ihre Schönheit behalten und die Orgeln noch viele Kirchenbesucher erfreuen können.
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