Der Schimmelpilz Claviceps purpurea bildet das Mykotoxin Ergotalkaloide. Diese Pilzart ist als „Mutterkorn“ in Getreide bekannt. Das Mutterkorn weist eine kornähnliche, längliche Form auf. Besonders anfällig für den Befall Ergotalkaloiden sind die Getreidearten Hafer und Dinkel, Roggen, Weizen und Gerste. Das Mutterkorn breitet sich durch Herabfallen auf den Ackerboden aus. Dort kann es überwintern und erscheint im Frühjahr über dem Erdboden als mehrere stielige Köpfchen mit zahlreichen Fruchtkörpern.
Ergotalkaloide sind in ihrer chemischen Struktur nahe Verwandte der Lysergsäure, die als Lysergsäurediethylamid (LSD) in den sechziger und siebziger Jahren zu Berühmtheit kam.
Bei der Verbreitung der Ascosporen spielt der Wind und auch Insekten eine große Rolle. Normalerweise wird das Mykotoxin allerdings bei der normalen Reinigung des Getreides beseitigt.
Im Mittelalter wurden durch Ergotalkaloide bereits Epidemien ausgelöst, die zu Ergotismus führten, welcher sich durch brennende und reißende Schmerzen in den Gliedmaßen äußerte. Eine andere Bezeichnung für Ergotismus ist “Sankt-Antonius-Feuer”.
Das Mykotoxin kann in hohen Konzentrationen zu Gefäßverengung und Durchblutungsstörungen führen. Herzinfarkt durch Durchblutungsstörungen im Herzmuskel oder Schlaganfall durch Verengung der Halsschlagadern drohen. Nicht selten werden über Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Wahnvorstellungen, Ohrensausen und Kopfschmerzen berichtet. Eine akute Vergiftung kann im schlimmsten Fall sogar zum Herzstillstand und somit zum Tod führen.
Ergotalkaloide werden heute in einigen Bereichen der Medizin mit Erfolg angewendet und zeigen, dass Mykotoxine nicht nur negative Auswirkungen haben können. Die muskelstraffende und gefäßverengende Wirkung wird vor allem zur Einleitung von (vorzeitigen) Geburtswehen genutzt. Sie werden aber auch zum Abstillen oder zur Behandlung von Migräne und Parkinson eingesetzt.